Ich weiß nicht, wann es passiert ist…oder warum…aber ich finde mich nun in einem Lebensabschnitt wieder, in dem ich, zumindest auf dem Papier, als Erwachsene gelte. Als Kind war jeder Popstar oder Fußballer schon der Inbegriff eines Erwachsenen für mich und nun, mit meinen 23 Jahren, darf ich feststellen, dass die meisten Stars und Sternchen gerade mal so Auto fahren dürfen…wenn überhaupt……und wenn ich mal in meine eigenen Reihen schaue, dann sehe ich da Studenten, die dank G8 und Hyperintelligenz mit schlanken 17 Jahren neben mir in der Vorlesung sitzen und ihren Unialltag schneller, schlauer und souveräner meistern als ich…auch wenn Mami und Papi noch den WG-Mietvertrag unterschrieben haben.
Erwachsen sein, erwachsen werden…immer wieder frage ich mich gerade, was genau das eigentlich ist. Und brauch ich das, oder kann das weg? Und welche meiner Charaktereigenschaften muss ich dafür ablegen? Oder was ist erwachsen genug und darf bleiben?
Als ich vor zwei Jahren ausgezogen bin, da hab ich mich schon mächtig erwachsen gefühlt. Junge, junge… Waschmaschine besorgen, mit der GEZ diskutieren, aus der Familien-Krankenversicherung fliegen, Arbeiten,…das macht Erwachsen werden doch aus, oder? Aber wenn ich mir überlege, wie ahnungslos ich bei den meisten Dingen war oder immer noch bin, dann ist das ganz weit weg vom Erwachsen sein…und vor allem meine Fähigkeit Finanzen zu managen schreit nur danach, dass man mich nicht mehr managen lassen sollte, als wie früher, zu Schulzeiten noch die 2€ Kioskgeld.
Bis heute denk ich manchmal noch, irgendwann ist es soweit! Irgendwann weiß ich: Jetzt bin ich erwachsen. Aber muss das so sein?
Noch bis zum heutigen Tag esse ich unglaublich gerne Kaktus-Eis zum Beispiel! Oder Bum-Bum! In meiner WG, beim Filmabend (oder einer sonstigen, für mich als passend empfundenen Situation…also ständig) findet man mich durchaus mal im Einhorn-Onesie wieder, ich liebe alles was glitzert, freue mich durchaus gerne lauter als erwartet, handle viel zu oft unrational und frage mich dann, ob ich mal eine von den Müttern werde, die ihren Kindern viel zu „hip“ und absolut peinlich ist, weil sie für immer jung bleiben möchte.
Also, muss ich mich langsam mal aufraffen und den Ernst des Lebens suchen und mich dann von ihm an die Hand nehmen lassen?
Ich habe beschlossen: NEIN! Viel zu oft sehe ich im Moment Erwachsene, Jugendliche oder Kinder, die durch Leistungsdruck in der Schule, Uni, Arbeit, Gesellschaft, Familie, (…) viel zu schnell Erwachsen werden. Viel zu schnell alles ablegen, was irgendwie kindlich ist und mit dem Ernst des Lebens Hand in Hand ihren Alltag bestreiten. Aber muss das so sein? Sagt nicht selbst Jesus in der Bibel „werdet wie die Kinder“ (Matthäus 18,3)? Ich will mich jetzt gar nicht in die Verantwortungslosigkeit stürzen, alles vergessen und nur noch so leichtfüßig wie irgend möglich in einer Traumwelt leben. Aber ich möchte vor lauter Erwachsen werden einfach nicht vergessen, dass ich trotzdem nicht irgendwas tun muss oder eben nicht, „weil sich das für dein Alter so gehört!“
Wenn ich dann aber abends bei Freunden zu einer Party eingeladen bin (…aka Spieleabend), mit einem Weißwein in der einen Hand und einem selbst gemachten Dessert in der anderen, wo früher nur ein V+ Energy, Cola, Curuba, Lemon (…) unter meinem Arm klemmte, wenn statt viel zu lauter Musik alles in Redelautstärke und Nachbarn-liebend ausfällt, ich um spätestens 23 Uhr so müde bin wie früher um 05 Uhr morgens nach dem Club bin, mir jetzt schon Gedanken mache, ob ich mir zur Hochzeit mit meinem mir noch unbekannten Ehemann einen Thermomix wünsche und nebenan die Gespräche über die besten Rezepte für gluten- und laktosefreie Guacamole gehen, dann verstehe ich langsam, dass ich wohl doch mehr erwachsen geworden bin, als ich dachte.
Und ich denke, dass ist auch richtig gut so, denn Veränderung ist wichtig, weil sie zeigt, dass ich nicht stehenbleibe, sondern mich weiterentwickele. Sei es in meinem Glauben, in meinen Finanzen, in meiner Art Parties zu feiern oder in der steigenden Zahl der Intoleranz-freundlichen Essen am Buffettisch. Gegen das tatsächliche Erwachsen werden kann ich mich gar nicht so richtig wehren. Aber an dem Weg dahin kann ich arbeiten. Indem ich, zum Beispiel, in meinem Einhorn-Onesie, in einer Wanne voll Glitzer und meiner Süßigkeitentüte vom Kiosk einfach mal den jetzigen Lebensabschnitt meines quasi Erwachsenseins genieße und dem Ernst des Lebens dabei einfach freundlich zuwinke…
Melli
…die sich fragt, wie man schwanger
in einem Onesie wohl aussieht…